Was ich schon immer mal machen wollte

Seit fast 30 Jahren träume ich davon. Glaube mir, mein Traum bewegte mein Herz schon in jungen Jahren. Es gab schon einiges an Träumen im Leben, die ich mir erfüllte, aber dieser eine, der gewisse, noch nicht. Denke ich daran, dann hüpft mein Herz bis zur Halsschlagader und bringt mich auf Hochtouren. Meine Augen glänzen stets und der Gedanke kommt in Wallungen. Fahrradfahren war auch mit Seheinschränkung als Kind möglich, also wurde dieses rasch erfüllt. Auf große Bäume klettern, war mir als Kind immer ein Bedürfnis, was ich stets mir erlaubte. Weit auf das Meer hinaus schwimmen ging auch schon in jungen Jahren sehr gut. Ebenso als Blinde wagte ich mich im Atlantik, die Weite des Meeres zu genießen. Mein Erlebnisfieber nahm kein Ende. Ich wollte unbedingt am Steuer eines Autos sitzen und das Gefühl selbst spüren. Mit unserem Lancia Kappa durfte ich auf freierem Gelände fahren, auch einmal rückwärts in die Tiefgarage einparken. Ein cooles Erlebnis. Am liebsten hätte ich das Lenkrad nie mehr aus der Hand gegeben. Mein Blut kochte vor Begeisterung. Zehn Jahre später, stand ich noch immer vor meinem unerfüllten Traum. Es bot sich mal in Flensburg ein Autofahren für Blinde an, da fieberte ich wieder sehr. Mein Fahrvergnügen war im Jaguar und eine Fahrt dann als Beifahrerin im Formel 1 Wagen aus den 69er Jahren. Ist schon ein irres Gefühl, was man dabei erlebt. Einige Jahre später, kam ein erneutes Angebot, dass man als Fahrschüler für Blinde sich anmelden konnte. Wahnsinn, 40 Anmeldungen gab es an diesem Tag. 13 Taxiunternehmen ermöglichten im Fliegerhorst der Bundeswehr das Autofahren für Blinde. Die Bundeswehr übernahm alle Kosten, wie die Verpflegung der Schüler und Fahrlehrer. Zwei Fahrzeuge durfte man sich aussuchen und je eine halbe Stunde fahren. Meine Aufregung wuchs ins Unermessliche. Zuerst stieg ich in den VW Golf und es fühlte sich nicht übel an. Höchstgeschwindigkeit bei 120 km/h. Mein Blut kochte vor Aufregung.

Da immer zwei Fahrschüler im Auto saßen, musste der Andere hinten sitzen und die Fahrleistung des zuerst Auserwählten mit durchleben. Nachdem unsere Zeit beendet war, setzte der Fahrlehrer uns am Hauptgebäude ab. Dort vertrat man sich die Beine ein wenig und dann kam der nächste Fahrspaß dran. Diesmal nahm ich das klasse Modell vom Koreaner. Natürlich übernahm ich die erste halbe Stunde. Wirklich ein Luxusmodell. Tolle Ausstattung und ein leichtes Gefühl beim Lenken. Der Fahrlehrer gab nur Anweisungen im Uhrzeigersinn. Ich stieg aufs Gas und mein Puls hüpfte begeistert. Mir war es wirklich zu langsam und stieg höher auf 150 km/h. Plötzlich meinte der Fahrlehrer: „Willst du nicht mal etwas runter vom Gas gehen?“ Ich fragte: „Warum, es geht doch gerade erst los? Zwischendurch musste ich den Blinker setzen, weil ich links abbiegen durfte, denn die Rollbahn neigte sich dem Ende zu. Mir gefiel es nicht auf die Bremsen zu gehen und somit fragte ich sanft: „Können wir auf dem Nürburgring weiter fahren?“ Ich glaube dem Fahrlehrer wurde es merkwürdig in der Magengegend. Mir gefiel das schnelle fahren. Meine halbe Stunde war dann zu Ende und ich musste ertragen, wie ängstlich mein Mitfahrer war. Schade, irgendwie ist mein Traum noch immer nicht gestillt. Werde ich es je in diesem Leben schaffen? Einmal mit dem Ferrari auf dem Nürburgring mit 300 Sachen zu fahren und selbst am Steuer sitzen? Ein Traum, der sich wohl für mich nicht erfüllen lassen wird. Gott weiß schon ganz genau, warum er mich ausbremst mit dem Augenlicht. Wäre wohl eine Raserin auf den Straßen geworden. Mein Blut sehnt sich nach der Schnelligkeit eines Autorennens. Ja, am besten Formel 1.

Mari-Wall

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