Mein unvergessliches Abenteuer
In diesem Jahr der Erinnerung, kommen meine Gedanken stets in die
Kinderzeit zurück. Damals war es anders. Wie kann es sein, dass die Zeit sich
so stark verändert hat? Werden die Gedanken der früheren Zeit irgendwann
verblassen? Heute sitze ich am Abend wieder auf dem Balkon, schaue zum
Sonnenuntergang und frage mich: „Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn
mein Augenlicht nicht sich verändert hätte? Oder was hätte ich Beruflich
eingeschlagen?“
Schon in sehr jungen Jahren fühlte ich die Besonderheit in meiner Seele. Mein
Glaube war sehr stark ausgeprägt, obwohl meine Eltern den Glauben nicht
lebten. Meine Mutter kam aus der Katholischen Kirche und mein Vater aus
der Evangelischen, trotzdem erzogen sie uns als Heiden. Mir war es gleich
was wir sein durften, denn ich wusste in mir ist die Stimme Gottes und der
Ruf der Sonne. Sie halfen mir meinen Weg immer wieder zu stärken und zu
finden. Jedes Lebensthema gab mir eine Herausforderung auf, doch stets
konnte ich sie lösen. Manchmal stieg ich über große Berge, um an das Ziel zu
gelangen. Oftmals überquerte ich manchen See mit vielen tränen. Immer fand
ich in mir die Unterstützende Kraft meiner Vertrauten Stimme. Als sehendes
Kind nahm ich die Schönheit der Welt fest in mein Herz und später half mir
die Erinnerung es wieder hervorzuholen. Stellte dann fest, jede Berührung
eines Gegenstandes, einer Person oder Pflanze begann in meinen Händen zu
leben und zu sprechen. Meine Sehbehinderung trat nun in den Hintergrund
und störte mich keinesfalls. Sie war für mich ein Geschenk Gottes. Durch die
Minderung der Sehkraft lernte ich mit dem Herzen zu sehen und hören.
Dieser Weg ist ein wunderbarer Lebenspfad. Nie möchte ich diese Variante
wieder hergeben. Nun glaubt nicht, dass mancher Schmerz ich gerne hätte
abgeben mögen, denn ihn in die rechte Heilungsordnung zu führen war nicht
immer leicht. Mir fiel alles leicht, doch auch so manchen Stein brachte mich
ins Stolpern. Die Lebensfragen durfte ich mit fiel Erfahrungswegen lernen.
Sie in die Auflösung zu tragen, fand nicht immer den leichteren Prozess.
Oftmals dauerte es Jahre, dass ich ein Weg fand das Hässliche Thema von mir
abzuwenden. Da half mir stets meine innere Kraft und das Licht meiner
Selbst. Gott schenkte mir viele Gaben, die ich nur für mich anwendete, doch
aber mit der Reife auch anderen Menschen helfen konnte. Meine Mutter
Frieda bewunderte ich immer, denn sie hatte an der Seite meines Vaters ein
hartes Leben. Er liebte alles was Weiblich ist und vergaß seine Pflichten ihr gegenüber. Er war nicht grob zu ihr, nein, das kann ich nicht sagen, aber
Rücksichtnahme kannte er nicht wirklich. Seine Lebensfehler versuchte er
stets mit handwerklichen Geschick wegzuräumen. Er baute für uns Kinder
eine Schaukel von zirka zehn Meter hoch. Ein Karussell und eine Wippe. Wir
lebten damals mitten im Waldgebiet im Norden Deutschlands und sehr
abgeschieden. Für uns Kinder ein Paradies. Wir hielten auch viele Tiere.
Hühner, zwei Schweine, eine Kuh Liesa und Rolf unser schwarzer
Schäferhund war die Freude der Kinder. Minka unsere schwarzweiße Katze
fing immer die Mäuse, so dass sie draußen lebte und nachts oft in der
Hundehütte sich bei Rolf aufhielt. Wie gesagt ein Paradies für Tier und
Kinder. Wir bauten auch unser Gemüse selbst an und halfen der Mutter bei
der Ernte auch. Uns fehlte es an nichts, denn wir benötigten kein Luxus. Die
Natur war das schönste Geschenk für uns. Auf einer Lichtung im Wald, dicht
neben des Grundstückes hing meine Mutter unsere Wäsche auf, denn dort
trocknete sie am besten. Ich und meine kleineren Schwestern wir spielten mit
den Gänseblümchen und banden ein Kranz für das Haar daraus. Die Langen
strohblonden Haaren verklebten durch die Milch, welche aus den Stielen
tropfte. Wir hatten Freude und unsere Mutter am Abend die Arbeit, unsere
Haare zu säubern. Stets lachte sie dabei, denn es gefiel ihr sehr, dass wir in der
Natur aufwuchsen. In der Nähe war auch ein Sumpfgebiet, wo die herrlichen
braunen Binsen wuchsen. Dort war auch mein Begehren immer sie zu
pflücken. Oftmals war meine Kleidung völlig schlammig und durchnässt. Ich
liebte einfach das Abenteuer der Natur. Fühlte mich eins mit ihr. Mein Vater
verunglückte einige Jahre später im Moor und konnte sein Amt als
Bürgermeister nicht mehr ausüben, dadurch verzogen wir nach Thüringen.
Mein Herz war so traurig und verletzt, dass alles Unangenehme wieder zum
Vorschein kam. Was wird aus mir werden, muss ich jetzt wieder ohne die
Liebe der Natur leben? Habe ich etwas verbrochen? So zermarterte mein
Hirn die schönen Erinnerungen, denn die dunklen kamen zum Vorschein. Da
ich ja ein Sonnenkind bin und die Liebe Gottes in mir fühlte, vergaß ich rasch
alles und versuchte das neue als Abenteuer zu sehen. Wir zogen von Bresen,
dicht an der Grenze bei Ratzeburg, aber im östlichen Teil Deutschlands nach
Pössneck. Gott half mir sehr, denn er gab meinen Eltern nicht die
auserwählte Wohnung in der Stadt, sondern wir zogen in eine Baracke mitten
in einer Obstplantage. Herrlich war dies. Mein Abenteuerherz sprang vor
Freude in die Höhe, doch half die Natur hier mich zu erholen, aber auch zu
stärken, wenn die Dunkelheit meiner wieder packte. In den Kornfeldern
versteckte ich mich gerne und dort fand ich viel Sonnenkraft und vertrauen
zum Himmel. Wir konnten ins Waldbad jeden Sommer uns vergnügen. Im Wald Pilze und Beeren sammeln. Auch hier hatten wir Gemüse und
Kartoffeln selbst geerntet. Tiere hatten wir nur noch Hasen. Mehr war nicht
möglich. Meine Erkundungen brachten mich auf jeden Baum zu klettern. Ein
wahres Glücksgefühl packte mich dabei stets. Wir durften auch die
Obstbäume als Speiseplan erkoren, denn es gab zu wenig Pflücker vor Ort.
Am schönsten fand ich es, dass die Kühe zwischen den Bäumen laufen
durften. Einfach ein Paradies für mich und meine Geschwister. In dieser Zeit
lernte ich von meiner Mutter vieles, was ich nie für möglich hielt.
Sauerampfer Salat, aus jungen Brennnesseln Spinat zu kochen. Brotsuppe die
ich nie so toll fand bei anderen, aber meine Mutter war eine Zauberin und wir
leckten uns die Lippen danach. Es war eine herrliche Zeit. Später begann
mein Vater mitten in der Stadt ein Uraltes Haus zu kaufen und mein Herz
blutete wieder. Fühlte mich eingesperrt. Meine Augen hatten eine
Strahlungskraft erhalten, dass ich die göttliche Welt sehen konnte und immer
verglich ich sie mit der Physischen. Meine Welt leuchtete viel Intensiver. So
verstrichen auch die Jahre und die Zeit für ein Internat kam in Betracht. Halle
war nun das Ziel für die letzten drei Schuljahre. Jungs waren dann das
Augenmerk meiner Person. Vielmehr hatten sie es noch mehr verstärkt auf
meine Wesenheit gerichtet. Ich zog alles an, aber wollte im Grunde nur noch
fliehen und suchte eine Möglichkeit die Natur aufzusuchen. Dies war nun
schwieriger geworden. Halle ist eine Großstadt und die Zeit galt mehr der
Lernphasen. Sport ersetzte nun meine Natur. Nahm auch an Verserdensport
teil, was heute die Paralympics ist. Holte einige Medaillen, aber ausfüllen tat es
mich nicht. Bemerkte, dass ich mit dem Verlust der Sehkraft nicht mehr
Schauspielerin werden könnte und suchte ein Ausgleich. Masseurin war nun
mein Ziel, aber auch dies erreichte ich nicht. Meine Mutter verstarb durch
Krebs mit 55 Jahren und ich noch keine 16 Jahre alt. Mein Vater war nun
unerträglich, denn er trank und mein Hass wuchs immer mehr ihn gegenüber.
Er wollte mich von der schule holen, doch ich hatte gute Lehrkräfte, denn sie
schafften es, dass ich die Zehn Jahre fertig machen konnte. Ich nahm also mit
dem Tot meiner Mutter mein Leben in die eigene Hand. Jetzt halfen mir
meine Gaben und mein Diplomatisches Verhalten. Mir wurde der Weg mit
sonnigen Erfahrungen geebnet, aber auch mit Kämpfen gegen die
Männerwelt. War nie einfach, doch denke ich zurück, kann ich dankbar sein,
Meine Gaben in mir gut angelegt zu haben. Vor allem brachten sie mich
immer wieder auf die Sonnenseite des Lebens. Ich denke heute mit fast 69
Jahren gerne zurück und würde es wieder so leben. Mein Mann heiratete ich
mit 22 Jahren und wir erfüllten meinen Wunsch ein Kind zu adoptieren. Jetzt
habe ich sogar drei Enkelkinder und meine Tochter brachte mich auch in den vielen Jahren oft an die Grenze der Kraft, auch da half mir meine Stärke des
Glaubens und Vertrauens zum Leben. Ich bin bisher gut durchs Leben
gewandert und wünsche mir auch noch so einige Abenteuer zu erleben, denn
es war von Anbeginn bis heute aufregend und auch ein riesiges Lernfeld. Der
Mensch schaft was er sich für den Weg des Lebens vornahm, nur wenn man
sich selbst nicht vertraut und auch nicht an Wunder glaubt, ist die
Verlorenheit präsent. Dies hatte ich nie, mein Glaube war stets in mir so
präsent, dass ich nie an verlieren glaubte. Ich wollte und bekam. Ich nahm
und gab. Dies ist ein Lernfeld, was jeder auch im alter noch erkennen kann.
In meinem Lebensweg gab es Menschen vieler Arten der Freundschaft, auch
Neider natürlich. Nicht die Neider, welche das Geld nur sehen wollen, da
hatte ich stets nur so viel, wie Gott für mein Leben bestimmt hat. Damit zu
wirtschaften ist ein großes Spiel. Bescheidenheit ist das A und O. Im Luxus
zu schwelgen darf auch gelernt werden. Beide Möglichkeiten bringen dir das
Glücksgefühl der Freiheit alles zu begleichen, was es forderte. Ich danke dem
Leben, der Beschaffenheit aller Möglichkeiten und natürlich mein Göttliches
vertrauen.
Der Glaube hilft wirklich das Leben immer in die richtige Spur zu setzen und
es strahlen zu lassen. Tränen dürfen auch mal sein, denn sie halten das
Gleichgewicht im Fluss. Ich würde mich noch erfreuen, wenn meine große
Reise dann ansteht, mit einem lachenden Herzen Lebewohl zu sagen. Mein
Herz weiß ja, ich komme wieder und bin gespannt wie die Welt dann erhalten
blieb. Denn dafür darf jeder Einzelne noch viel daran arbeiten. Unser Planet
ist krank, wer ist bereit ihn zu heilen, dann heilt er auch sich selbst. Alle
dürfen wir daran arbeiten, denn Gott hat allen die Macht dafür gereicht.
Mari-Wall