Waldgeflüster
Von
Mari-Wall
Isabella hat in ihrem Leben viele Stationen verschiedener Erfahrungen
gesammelt. Mit Stolz und Festigkeit führte sie ihr Leben immer auf der
Sonnenseite. Zum Glück bekam sie stets ihre Aufgaben so, dass ihre
Willenskraft jede Hürde meisterte. Ihr Sohn Matz war ein Teil ihrer
Durchsetzungskraft. Seine Liebe galt ihr stets und keine Bürde war ihm zu
viel. In den jungen Jahren traf er die Entscheidung, meine Mutter ist die
Königin und ich ihr Diener. So lebten sie viele Jahrzehnte. Eines Tages nahm
Matz seinen eigenen Weg und ging in die Ferne. Sein Ziel war hoch, doch
begann das Leben seine Forderungen zustellen. Isabella ihr Ruf reichte weit
über die Landesecken hinaus. Zielbewusst kamen die Botschaften an und der
brave Diener kehrte regelmäßig zur Königin nach Haus. Er diente jetzt nur
noch mit halber Leidenschaft, denn die Königin erreichte das hohe Alter,
doch die Augen ließen nach und mit der Zeit spürte sie die Sehnsucht für
Gesellschaft. Matz lebte so in der Zeit sein Leben und glaubte einige Male
Fuß gefasst zuhaben. Doch irrte er manchmal und begann ein neues
Lebensziel. Diesmal traf er auf die Frau, die ihm zeigte wie das Leben gelebt
werden soll. Er hatte Träume, so wie die Königin Isabella, doch ließen sie sich
nicht erfüllen. Der Traum blieb und die Hoffnung es eines Tages leben zu
dürfen, blieb in seinem Herzen stehen. Trotz der vielen schönen Träume, die
in weiter Ferne standen, war der eine gewisse Traum sehr nahe. Seine Kinder
träumten ähnlich, aber vertrauten der Zukunft noch nicht wirklich. Matz fuhr
reichlich zur Königin, denn die Sorge stieg an. Wie es so ist, lebte Isabella an
einem wunderschönen Park mit Anschluss eines Waldes. Sie neigte dazu,
trotz der drohenden Blindheit in den Wald zu laufen. Sich der Natur nahe zu
fühlen. In Gedanken lief sie immer tiefer hinein und sprach mit den Bäumen.
Sie flüsterten ihr so manche Geschichte ins Ohr und versprachen ihr
wundersame Dinge. Lächelnd tankte sie die Kraft der Bäume ein, erzählte die
Lebensweise ihres seins. Dunkelte die Nacht recht früh, rief sie laut, Gott hilf.
Meine Augen nicht den Weg mehr sehen, der Weg verkehrt, wo muss ich
gehen. Gott hilf doch mir zu zeigen, wo ist mein heim, wo kann ich bleiben. Der Wald er flüstert ihr ins Ohr, dort hinten steht das Tor. Geh nur hinein,
dort kannst du sehen, auch wirst die Welt viel leichter wieder verstehen. Sie
sah in allen Himmelsrichtungen, kein Tor kam in ihren Blick. Doch hörte sie
den Sohn jetzt rufen, Mutter bist du verrückt? Kannst doch nicht so weit
gehen, kannst doch den Steg nicht finden. Halte ein und warte jetzt, denn ich
bin da und führe dich. Erleichtert trat er vor sie hin, Mutter, du benimmst
dich wie ein Kind. Junge hörst du nicht das Waldesflüstern? Er erzählt vom
Wind. Kannst du nicht ein Band mir geben, dass ich stets allein nach Haus ich
find? Kopfschüttelnd nahm er sie in den Arm, komm meine Liebe, zu Hause
ist es warm. Der Ofen ist gut eingeheizt, ein Tee mache ich, dann wird es
besser sein und ich bleibe ein Weilchen hier, dann ist die Zeit fröhlicher bei
dir. Im Garten sitzen sie am Abend dann, flüstern mit den Blumen am
Wiesenrand. Schön ist der Garten, Friedlich und bunt, wie auf dem
Paradiesgrund. Junge, wollen wir in die Natur jetzt ziehen. Ein Häuschen
kaufen und Land bestellen. Der Traum könnte doch Wahrheit werden, denn
ich möchte bis 102 Jahren sein auf Erden. Glaubst du wirklich, die Zeit reift
für diesen Traum? Ich würde gern jetzt, doch werde ich lahm. Bin auch in die
Jahre gekommen, hat deine Zeit es nicht mitgenommen. Ich sehe dich noch
als kleinen Bub, singend in der Dusche und nach Mama rufst. Nickend
stimmte Matz ihr zu, wissend sie sah es nicht, doch brauchte auch er schon
viel Ruhe. Plötzlich der Wandel, die Kraft ließ nach. Kam in die Klinik und
Gott zu ihr sprach. „Die Zeit ist da, ich rufe dich, komme bitte sofort ins
Licht.“ Starr sah sie zum Himmel empor, was ich soll schon kommen, oh
welche Not. Bleibe doch lieber auf Erden hier, denn die Zahl 102 ich will.
Mein Kind der Erde, die Zeit jetzt naht, reiche mir die Hand und folge dem
Ja. Empor stiegen sie zum Himmelstor, dort angekommen, war Isabella doch
froh. Leichtigkeit auf allen Wegen, Das Häuschen sollte nun mit Anderen
leben. Matz nahm das Erbe und zog in die Welt, lebt den Traum durch
Isabellas Geld. Wird er jetzt in andere Wälder gehen und das wispern der
Bäume verstehen? Lebe den Traum, erfülle dein Ziel, denn eines Tages auch
Gott ruft, die Zeit bleibt jetzt stehen. So reiche den Traum an die Kinder der
Zeit, denn Träume sie wandern bis in die Ewigkeit.
Das Licht strahlt zum Leben hin, kehrt es um, dann führt das Leben zum
Licht zurück. Gott dann zu Allen spricht: „Lebt den Traum des Lebenslichts,
bis die zeit auf erden bricht. Reicht ihn weiter an die Kindeskinder, so erfüllt
sich in jeder Zeit, was der Träumer wählte einst.“